Klimafreundliche Mobilität? Unmöglich ohne nachhaltige Ressourcen!

Person fährt Fahrrad Windrad Abend

Schnell mit dem Auto in die Stadt, zur Arbeit, in die Ferien: Mobil zu sein gehört zu unseren Gewohnheiten, zu unserem Komfort und darauf zu verzichten, fällt uns schwer. Deshalb sind wir froh, bringt die Technik immer mehr klimafreundliche Alternativen zum herkömmlichen Auto auf den Markt. Auf diese Art können wir zurücklehnen und so weiterleben wie bisher, oder?

Mittlerweile ist man sich, zumindest in der Theorie, einig, dass die Zukunft der Mobilität nicht in Erdöl, Erdgas oder Kohle liegen kann. Wie eine Welt, in der Mobilität ganz ohne fossile Brennstoffe funktioniert, genau aussehen soll, ist jedoch ungewiss. Bestimmt, es gibt verschiedene Ansätze: Immer intensiver beschäftigt sich die Forschung mit Alternativen wie Wasserstoff-, Hybrid- oder den elektrischen Antrieben und versucht den Benzin-, Diesel- und Gasmotor zu optimieren. Klar ist jedoch, dass die Errungenschaften der Technik alleine nicht mehr ausreichen, um den Ausstoss von Emissionen schnell und weitgreifend genug zu senken – dazu ist es zu spät. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, seine Lebensweise anzupassen. Denn Fakt ist, dass Haushalte, Industrie und der Wärmesektor den CO2-Ausstoss reduzieren konnten, die Emissionen im Bereich Verkehr jedoch stetig steigen.

Wagen wir einen Blick auf die Schweizer Strassen: Nicht nur zu Stosszeiten, praktisch den ganzen Tag sind besonders die Autobahnen dicht befahren, wobei der private Freizeitverkehr weiter zunimmt. Meist ist der Fahrer oder die Fahrerin alleine mit zwei Tonnen Blech unterwegs. Seit 1980 hat sich nämlich das durchschnittliche Gewicht von Autos – bei gleichbleibendem Gewicht der Fahrer – verdoppelt. Gewinnbringend war das vor allem für die Autoindustrie – verlustreich für das Portemonnaie und noch viel schädlicher für das Klima! Denn je schwerer das Auto, desto mehr Material wird verbaut und Treibstoff für jeden Kilometer verbraucht.

Wie sieht es denn mit den E-Autos, die man immer häufiger auf den Strassen antrifft, aus? Zuerst muss man sich bewusst werden, dass nur weil etwas nicht direkt CO2 in die Atmosphäre emittiert, es nicht gleich klimafreundlich ist. Das trifft sowohl auf grüne Avocados als auch auf E-Autos zu. Denn so wie die Avocado nicht von alleine den Weg über den Atlantik in die Schweiz zurücklegt, so wenig bringt es dem Klima, wenn der Strom in unserem Tesla aus Kohlekraftwerken, Atomkraftwerken oder anderen Quellen der nicht erneuerbaren Energien stammt. Ganz zu schweigen vom gar nicht nachhaltigen Abbau von Kobalt und Lithium, die für den Bau von Batterien momentan noch unverzichtbar sind. Denn während man für den Bau eines Handy-Akkus «nur» zwei bis drei Gramm braucht, handelt es sich beim Bau von E-Autos um Kilos. Ausserdem ist das beschränkte Vorkommen von Kobalt und Lithium besonders in fragilen Ländern gross und für den möglichst billigen Abbau wird teilweise sogar auf Kinderarbeit gesetzt.

Das zeigt uns sehr deutlich, dass neue Technologien in der Mobilität und die gute Absicht, ein E-Auto zu fahren, leider nicht viel bringen, wenn im Hintergrund trotzdem keine nachhaltigen Geschäfte getätigt werden. Was man den E-Autos jedoch zugutehalten muss, ist, dass deren Wirkungsgrad doch deutlich besser ist, als der von herkömmlichen Autos. Laut Bundesumweltministerium beträgt der Wirkungsgrad für E-Fahrzeuge nämlich 64%, für die mit Diesel, Benzin oder Gas betrieben Wagen lediglich 20-30%! Das ist ein wesentlicher Unterschied und Fortschritt! Wie wunderbar wäre es nun, wenn die Elektrizität der E-Autos auch noch komplett erneuerbar wäre?

In der Schweiz entspringen erst 61% der elektrischen Energie erneuerbaren Quellen (60% Wasserkraft, 1% Sonne und Wind). Auf die gesamte verbrauchte Energie der Schweiz bezogen, ergibt das lediglich 15%, die erneuerbar und in Form von Elektrizität vorliegen. Es ist ausgeschlossen, damit die Mobilität, so wie sie heute besteht, versorgen zu können. Insgesamt kommen nämlich noch immer zwei Drittel der verbrauchten Energie der Schweiz aus fossilen Energieträgern, wobei mehr als ein Drittel des gesamten schweizerischen Energieverbrauchs vom Verkehr verfahren wird. Um diese Herausforderung zu meistern, brauchen wir neue Technologien, genauso wie die Bereitschaft von jedem Einzelnen, sein Verhalten im Bereich der Mobilität anzupassen.

Folglich dürfen wir uns keineswegs bequem zurücklehnen. Solange nämlich unsere Energiequellen nicht von Grund auf nachhaltig sind, liegt es an uns, im Sinn des Klimas zu Handeln. Konkret heisst das: Wir nehmen, wenn möglich, immer den Zug anstelle von Auto oder gar Flugzeug, am besten sogar das Velo. Wir nutzen anstelle vom Kauf eines eigenen Autos Angebote, die das Teilen von Fahrzeugen ermöglichen. Wir versuchen, keine unnötigen Kilometer im Auto zu fahren und bevorzugen ein leichtes einem unnötig schweren Auto. Wir achten beim Kauf von Lebensmitteln auf den Weg, den diese zurückgelegt haben. Wir bleiben aber auch in der Forschung offen für Alternativen zum herkömmlichen oder dem E-Auto, denn es ist noch nicht klar, welches die beste sein wird.

Nachhaltige Ressourcen und Energie: Das ist eine ganz klare Forderung, die wir mit unserem Wahlrecht an die Urnen tragen, mit unserem Geld unterstützen und mit unserem Engagement weiterbringen können. Ohne Förderung nachhaltiger Energien reicht es nicht aus, auf E-Autos zu setzen und ab und zu den Zug zu nehmen. Denn ohne Veränderung des Energiesystems, nützt eine Veränderung in der Mobilität leider wenig.