Regionale Alternativen zu Chiasamen & Co.

Gericht mit Tomaten Pinienkernen Holzbrett weisses Tischtuch

Was haben Chiasamen, Gojibeeren und Quinoa gemeinsam? Richtig: Sie liegen seit einigen Jahren voll im Trend und punkten mit einer Fülle an Nähr- und Vitalstoffen. Sie sollen gesund, fit und schön machen. Der Haken: Die trendigen Superfoods kommen oft von weit her und verursachen enorm viel CO2. Zeit also, sich nach regionalen Alternativen umzuschauen.

Sowohl persönlich als auch in meinem Beruf als Ernährungsberaterin treibt mich folgende Frage immer wieder um: Sind exotische Lebensmittel, wie Chiasamen oder Quinoa, tatsächlich notwendig, um unseren täglichen Nährstoffbedarf zu decken, wie es uns die Werbung weismachen möchte? Oder können wir nicht genauso gut auf lokale Lebensmittel setzen?

Das grundsätzliche Problem bei diesen Produkten ist, dass sie meist nicht aus heimischem Anbau stammen und dementsprechend lange Transportwege zurücklegen bevor sie bei uns auf dem Teller landen. Das schlägt sich natürlich in ihrer CO2-Bilanz nieder. Aber auch die Produktionsweise, zum Beispiel der Einsatz von Pestiziden, sowie die Abholzung von Wäldern, menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und der Flächenraub sollten kritisch hinterfragt werden.

In unseren Breitengraden gibt es durchaus Lebensmittel, die ihren exotischen Kollegen punkto Nährstoffgehalt in nichts nachstehen. Aber Leinsamen, Himbeeren und Buchweizen klingen für viele nicht so faszinierend wie Goji, Quinoa und Co. Wir haben für dich die exotischen «Superfoods» unseren lokalen Zwillingen gegenübergestellt und zeigen auf, dass das Gesunde eigentlich ganz nah liegt.

 

Chiasamen versus Leinsamen

Chiasamen werden seit Tausenden von Jahren in Mexiko kultiviert. Schon die alten Maya und Azteken haben die Samen als Medizin und Nahrungsergänzungsmittel eingesetzt. Heute werden Chiasamen nicht nur in Mexiko, sondern auch in Argentinien, Bolivien, Ecuador sowie Australien angebaut (Chia-Power − Chiasamen zum Heilen und Geniessen mit 111 Rezepten, Barbara Simonsoh).

Die gesundheitliche Wirkung von Chiasamen ist in erster Linie auf ihren hohen Fettgehalt von 40% zurückzuführen. Sie sind besonders reich an Alpha-Linolensäure (ALA), einer Omega-3-Fettsäure, die vor allem für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt ist. Durch ihren hohen Gehalt an Ballaststoffen machen die kleinen Samen lange satt und helfen, den Darm von unerwünschten Bakterien zu reinigen.

Hast du gewusst, dass auch unsere heimischen Leinsamen all diese Eigenschaften besitzen? Die Samen des Flachses, einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt, punkten ebenfalls mit einer ausgewogenen Zusammensetzung an Fettsäuren und einem hohen Gehalt an löslichen und unlöslichen Ballaststoffen. Tipp: Achte beim Kauf von Leinsamen auf Schweizer Herkunft.

Rezeptidee: Leinsamenpudding

 

Quinoa versus Buchweizen

In Südamerika gilt Quinoa seit rund 7000 Jahren als Grundnahrungsmittel (Schwarzbuch Superfood − Heisse Luft und wahre Helden, Daniela Grach).2 Einzigartig an Quinoa ist, dass es alle neun essentiellen Aminosäuren enthält. Normalerweise sind diese lebenswichtigen Eiweissbausteine fast ausschliesslich in tierischen Produkten in dieser Vollständigkeit zu finden. Ausserdem enthält das «Gold der Inkas» verschiedene Mineralien wie Kalzium, Zink, Eisen und Magnesium, die für unsere Knochengesundheit eine wichtige Rolle spielen. Und last but not least, sind die Superkörner glutenfrei und eignen sich somit besonders gut als Getreideersatz für Menschen, die an einer Glutenunverträglichkeit leiden.

Buchweizen stammt ursprünglich aus Zentral- bis Ostasien. In Mitteleuropa wurde er erstmals im Mittelalter eingeführt. In den letzten Jahren wird das Knöterichgewächs auch wieder vermehrt in Norddeutschland und Österreich kultiviert. In der Schweiz wird Buchweizen vorwiegend im Kanton Graubünden angebaut. Pizzoccheri, ein traditionelles Bündner Gericht, wird hauptsächlich aus Buchweizenmehl hergestellt.

Buchweizenkörner weisen ebenfalls ein sehr günstiges Aminosäurenprofil auf und enthalten, wie Quinoa, alle essentiellen Aminosäuren in einem ausgewogenen Verhältnis. Buchweizen ist demnach ein ausgezeichneter Eiweisslieferant, was besonders für Vegetarier und Veganer von Interesse ist. Die Körner sind zudem glutenfrei sowie reich an Magnesium, Kalium und Eisen und sättigen schnell. Der hohe Ballaststoffgehalt verzögert die Aufnahme von Glukose ins Blut, was einen positiven Effekt auf den Blutzuckerspiegel hat. Deshalb ist Buchweizen auch für Diabetiker sehr empfehlenswert.

Im Nährstoffvergleich kann der Buchweizen demnach absolut mit Quinoa mithalten. Bei der CO2-Belastung der beiden Lebensmittel gibt es jedoch einen markanten Unterschied: Während 100g Quinoa aus Peru 118g CO2 verursachen, sind es beim Buchweizen aus Schweizer Herkunft nur halb so viel, nämlich gerade mal 55g CO2.

Rezeptidee: Pizzoccheri

 

Gojibeeren versus Himbeeren

Gojibeeren werden seit Jahrtausenden in Ostasien angebaut. Um die starke Nachfrage aus dem westlichen Raum zu bedienen, wird der Anbau vor allem in China exzessiv und unter Verwendung verschiedener Pestizide betrieben. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sind Gojibeeren als nahrhaftes Elixier und Antioxidans bekannt. Ihre antioxidative Wirkung soll den Alterungsprozess der Haut verlangsamen. Ausserdem sind sie reich an den Vitaminen A, B, C und E sowie an Eisen.

Doch auch unsere heimischen Beeren strotzen nur so von Vitalstoffen. Himbeeren sind reich an Kalium und Folsäure. Johannisbeeren, Cassis und die etwas weniger bekannte Aroniabeere sind hervorragende Vitamin C-Quellen. Dank ihrer tiefblauen Farbe, die sie den sogenannten Anthocyanen verdanken, sind sie wahre Powerpakete mit antioxidativer und entzündungshemmender Wirkung.

Rezeptidee: Himbeercreme

Regionale Produkte, bestenfalls aus biologischer Erzeugung, sind genauso nährstoffreich wie exotische Superfoods und haben zudem den grossen Pluspunkt, dass sie aufgrund der kurzen Transportwege viel klimafreundlicher sind. Als Konsumenten haben wir viel Einfluss: Mit der Wahl von heimischen und umweltschonend produzierten Lebensmitteln kannst du nicht nur unsere Ernährungsweise klimafreundlicher gestalten, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.

Eine grosse Auswahl an klimafreundlichen Rezepten findest du übrigens auf ClimateFood.

Beitrag von Sandra Mersch, ganzheitliche Ernährungsberaterin, www.natuerlichessen.ch.